Märchen aus dem Land der Feuer - Aserbaidschan
In Übersetzung von Mag. Liliane Grimm

Der Fuchs und die Henne

Frau Fatma hatte eine weiße Henne. Die Frau gab ihr öfters Gerste, so dass die Henne an Gewicht zugenommen hatte und nicht mehr in ihre Haut passte.

Jedes Mal lief einem Fuchs mit einem buschigem Schwanz das Wasser im Mund zusammen, sobald er diese Henne sah. Aber die Henne saß immer in der Nähe des Hundes namens Bozdar am Baum, so dass der Fuchs sich ihr nicht nähern konnte. Eines Tages kam der Fuchs zur Mauer. Er rief die weiße Henne herbei und sagte :

„ Meine Süße, meine Allersüßeste, komme nur her, ich werde dir was erzählen!“

Die Henne sagte:

„ Such dir eine andere Dumme. Ich komme nicht, du möchtest mich fassen und fressen.“

Der Fuchs hatte geschworen und sagte:

„Ich schwöre bei Gott, ich habe gelobt, dass ich nie wieder eine Henne fressen werde.“

Die Henne sagte:

„Am Tag bin ich zu viel gelaufen und meine Füße tun mir weh. Ich kann mich nicht bewegen. Lass mich heute in Ruhe.“

Der Fuchs sagte:

„Komme irgendwie kriechend hierher, damit ich dich küssen kann.“

Die Henne:

„Wieso willst mich küssen?“

Der Fuchst sagte:

„Dein Vater hat meinem Vater das Leben gerettet. Wenn er nicht gewesen wäre, hätte der Wolf meinen Vater gefressen. Jetzt, solange ich am Leben bin, möchte ich das dir zurückzahlen.“

Die Henne sagte:

„Jetzt bin ich müde, du darfst morgen kommen und mich küssen.“

Der Fuchs flehte die Henne lange an, aber die Henne hörte ihn nicht. Schließlich sagte sie ihm:

„Hey lieber Fuchs, lauf schnell, Bozdar hat dich schon gemerkt und kommt bereits.“

Als der Fuchs den Namen Bozdar hörte, flüchtete er augenblicklich und entschwand.

Als der Fuchs weg war, rief die Henne den Bozdar und sagte ihm:

„Bruder Bozdar, wenn du nicht da gewesen wärest, hätte mich der Fuchs gefressen. In letzter Zeit lässt er mich nicht in Ruhe.“

Bozdar fragte:

„Was hat er dir gesagt?“

Die Henne antwortete:

„Er sagte, ich solle näher kommen, er habe mir was zu sagen und mich auf die Wange zu küssen.“

Bozdar sagte:

„Ich werde am Dach eine Grube graben und mich verstecken. Wenn er kommt, kommst du aufs Dach. Lass ihn dir näher zu kommen. Ich werde ihn so verprügeln, dass er nicht mehr weiß, wie er heißt.“

Ein paar Tage sind vergangen. Der Fuchs kam langsam seitlich zum Haus und rief die Henne:

„Meine Süße, meine Allersüßeste, komme nur her, ich möchte dich auf die Wange küssen.“

Die weiße Henne sagte:

„Ich habe auf dich gewartet. Gut, dass du gekommen bist. Klettere ruhig aufs Dach hinauf.“

Nachdem die Henne das gesagt hatte, flog sie noch vor dem Fuchs aufs Dach. Als der Fuchs in die Nähe gekommen war, sprang der Bozdar aus der Mulde heraus und fasste ihn.

Der Fuchs flehte ihn an:

„Hey Bozdar, ich habe gegen niemanden was. Komm, sei ein Mann und lass mich gehen. Ich werde es dir zurückzahlen.“

„Was redest du da, bist du verrückt?! Ich habe Lust aufs Fuchsfleisch.“

Der Fuchs sagte:

„Schau mal die Henne an, wie sie lacht. Als ob hier ein Verrückter wäre.“

Als Bozdar auf die Henne schauen wollte, zog sich der Fuchs aus dem Maul des Hundes und begann zu laufen. Bozdar lief ihm nach und fasste ihn am Schwanz. Das Fell des Schwanzes wurde ausgerissen und blieb im Maul Bozdars. Der Fuchs begab sich in den Wald und rettete sein Leben. Bozdar kehrte schließlich zurück. Als der Fuchs im Wald ging, begegnete er einem Wolf. Der Wolf sah den Zustand des Fuchses und fragte:

„Hey Fuchs, was ist los mit dir, wer hat deinen Schwanz ausgerissen?“

Mit tränenden Augen erzählte der Fuchs seine Geschichte und beklagte sich über Bozdar:

„Bruder, Bozdar von Frau Fatima hat mir so was angetan“

Der Wolf war auch böse auf Bozdar. Sie machten sich gemeinsam auf den Weg. Sie gingen wenig, sie gingen viel, als sie einem Schakal begegneten.

Der Schakal sagte:

„Hey Fuchs, was ist dir passiert, wer hat dir den Schwanz ausgerissen?“

Der Fuchs sagte:

„Bruder Schakal, das ist das Werk Bozdars.“

Der Schakal sagte:

„Dieser Bozdar ist für uns eine Katastrophe. Gehen wir ihn töten.“

Sie waren auf dem Weg zu Bozdar. Aber in der Mitte des Wegs blieb der Fuchs stehen und sagte:

„Schaut, dort ist Bozdar. Ich warte hier auf euch. Rächt mich.“

Sie sagten:

„Was sagst du, komm her und gehen wir.“

Der Fuchs sagte:

„Oh, nein. Wollt ihr, dass er dieses Mal mein gesamtes Fell ausreißt?! Geht und ich komme nach.“

Vor Angst kam keiner auf den Beinen vorwärts. Bozdar sah sie schon von der Ferne. Da begannen sie zu laufen. Der Schakal blieb zurück und wurde von Bozdar gefasst und getötet. Dem Fuchs riss er das Fell vom Hals aus und ließ ihn laufen. Den Wolf jagte er in das Dorf, wo ihn die Hunde von allen Seiten anfielen und in Stücke rissen.

Auf diese Weise rettete sich die Henne vom Fuchs und war dem Bozdar dankbar.